Black, Gold, White – Abstraktion mit viel Interpretationsspielraum

Seit Dezember haben wir die Werke von Katija, einer jungen Jenaer Künstlerin, in der Galerie. Eines ihrer auch im Wortsinn größten Gemälde ist das Acrylbild „Black, Gold, White“ aus dem Jahre 2020, dem wir einen prominenten Platz in unserer Ausstellung gaben. Wie nahezu alle Werke Katijas handelt es sich um abstrakte Malerei, deren Intention sich für die Betrachter wohl immer unterschiedlich darstellt. So kann ich nur meine eigenen, persönlichen Gedanken dazu niederschreiben, wohl wissend, dass ein anderer vielleicht eine völlig andere Wahrnehmung entwickelt.

Die schwarzen und goldenen Flächen sind verschieden breite, senkrechte Streifen, die sich über die ganze Leinwand erstrecken. Im Gegensatz zu diesen streng geometrischen, monochromen Flächen steht das Weiß als satte, durch die dicke Farbe auch erhabene, weiße, dünne Linienstruktur, die frei und organisch ist. Auch kleinere Spritzer zeigen sich und zeugen von der ohne weitere Hilfsmittel aufgebrachten Acrylfarbe. Hier hat die Künstlerin ihrer Intuition freien Lauf gelassen, hat die Farbe fließen und sich ihre Struktur bilden lassen, nicht ohne dabei ihre in ihrem Kopf und ihrem Herzen bereits vorhandenen Formen entstehen zu lassen. Mit dem Wissen um Konsistenz und Verhalten bei der Trocknung hat sie die Risse und Aufplatzungen bereits vorausgesehen. Was dabei dann aber tatsächlich entsteht, ist immer eine Überraschung auch für die Künstlerin selbst…

Die oszillierenden, freien Linien können vieles bedeuten. Schrift, in einer unbekannten Sprache, Töne, Musik, Herzschläge und Seelenstränge einer besonderen Empfindung vielleicht. Manche Formen weisen darauf hin, am Anfang links könnte man vielleicht einen Notenschlüssel erahnen. Auf jeden Fall muss es sich um einen sehr bewegenden und berührenden Einfluss handeln. Die Ausschläge der Farblinien sind wie durch Zeitstrang und Nulllinie in positive und negative Empfindungen aufgeteilt, wobei auch diese waagrechte Linie nicht klar definiert ist, Spielraum gibt. Mehr und auch größere Ausschläge sind oben, die unteren sind deutlich geringer. Wenn man sich darauf versteigen will, positive und negative Gefühle für ihre Entstehung in Betracht zu ziehen, überwiegen die guten und glücklichen. Alles ist auf verschlungenen Pfaden unterwegs und eher diffus und unklar. Die Liebe könnte ein möglicher Auslöser für dieses Gemälde gewesen sein. Schwarze und goldene Zeiten im Wechsel, so wie es oft ist, wenn zwei sich lieben und ein Ausschlag der großen Gefühle, die dabei entstehen, verbildlicht in dieser Abstraktion, gleichwohl verständlich und eindrücklich.

Herzlich, euer Holger

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